Ganz grau und grün

Blaumeise 2

So wie in den letzten Tagen haben wir uns die Ostertage sicher nicht vorgestellt. Graue, dicke Wolken überziehen nun seit drei Tagen den Himmel. Anstelle des erträumten sonnigen Osterwetters ergossen sich Regenschauer, die die Sonne nur selten zwischen ihrem tristen Vorhang hervorblinzeln ließen, ehe sie sich heute in ein wildes Schneetreiben verwandelten. Schnee im April ist zwar eigentlich kein sonderlich außergewöhnliches Ereignis, aber angesichts der warmen Temperaturen der letzten Wochen waren sämtliche Gedanken an Schnee schon lange in Vergessenheit geraten.

Doch unter dem regnerischen Osterkleid erstrahlen die Wiesen und Wälder nun in neuem Grün. Kaum ein Baum, an dem noch keine zarten Blättchen stehen, kaum eine Wiese, die nicht mit pastelligem Wiesenschaumkraut, leuchtenden Löwenzähnen und glockenreinen Gänseblümchen übersät ist. Kirschblüten explodieren in einem perlweisen Feuerwerk vor dem grauen Himmel, Pfirsischbäume tauchen die Luft mit ihren fröhlich-rosaen Blüten in einen zauberhaften Duft, sogar die Knospen an den Apfelbäumen platzen schon zögerlich auf und wollen am prachtvollen Blühen teilhaben.

Blühende Wildkirschen
Blühende Wildkirschen

Diese neuen Frühlingsfarben lockten mich trotz des Wetters jeden Tag für einige Stunden nach draußen. Dabei sind viele Bilder entstanden, die dank der vereinzelten Sonnenstrahlen wunderschön den Frühling einfangen. Ich hoffe, sie bringen Dein Herz genauso zum Lachen wie meines.

Frühlingseindrücke

Die Weidenmeisen schienen das frische Grün genauso zu genießen wie ich. Für schöne Portraits waren die kleinen Meisen leider zu weit entfernt. Aber allein ihr Anblick in den Zweigen über mir hat mich wirklich gefreut, da ich diese hübschen Vögelchen noch nie zuvor gesehen habe.

Weidenmeise
Weidenmeise, Parus montanus Baldenstein

Auch die Kohlmeisen flogen ausgelassen in den Birken umher, während die Blaumeisen in unserem Garten fleißig Federn in ihre Nistkästen brachten, um ihre Eier vor der Kälte zu schützen. Man konnte sogar beobachten, wie sie Federn aus anderen Nistkästen heraus zogen, um die gestohlene „Beute“ im eigenen Nest zu verbauen.

Auch der kleine Zaunkönig ließ sich vom wolkenverhangenen Himmel nicht von seiner Nahrungssuche abhalten, bei der ich ihn einige Minuten beobachten und schließlich in den Zweigen fotografieren konnte, wo er sich für eine kurze Gesangseinlage niedergelassen hatte.

Im Gegensatz dazu war dem Hausrotschwanz vielmehr nach Verkriechen zumute. Eigentlich hatte er nur ein kurzes Bad genommen, doch die Position schien ihm zu gefallen und so verharrte er eine kleine Weile mit dem Köpfchen unter dem Flügel, ehe er wieder zu seinem Nest unter Nachbars Dach aufbrach.

Neben diesen alltäglichen Gartenbesuchern habe ich auf meinen Streifzügen einige Mönchsgrasmücken getroffen, die mit ihrem lauten Gesang den ganzen Wald erfüllen. In letzter Zeit sind mir die Grasmücken häufiger aufgefallen, es lebt sogar ein Pärchen am Rande unseres Wohngebietes und so dringt der Klang ihrer hellen Stimmen häufig an mein Ohr und stimmt mich fröhlich.

Nach dem Winter habe ich nun auch endlich wieder Eichhörnchen getroffen. Die kleinen Puschelohren hatten eine steife Brise auszuhalten während sie vor mir in die Wipfel flüchteten. Dieses neugierige Tier hielt jedoch kurz inne, musterte mich und die Kamera stutzig, sah sich dann hastig nach allen Seiten um und sprang schließlich in die dichten Zweige einer Tanne, wo ich es aus den Augen verlor.

Eichhörnchen
Eichhörnchen, Sciurus vulgaris

Aus der Ferne hätte man meinen können, da hinge ein Kleiber am Baumstamm. Ich stand gerade mit einer Freundin an einem Teich und wir beobachteten, wie zwei Stieglitze im Efeugeranke an einer Buche ihr Nest bauten und ein Entenpaar, die unserer Anwesenheit völlig ungeachtet neben uns durchs Gras watschelten. Da kam das kleine Rotkehlchen zu uns geflogen, lief ein Stück die Rinde hinauf, und ehe wir uns versahen war es davon geflogen. Außerdem begegneten wir dem kleinen Sommergoldhähnchen und einigen Erlenzeisigen, mit denen sich jedoch leider kein Foto ergab.

Rotkehlchen 2
Rotkehlchen, Erithacus rubecula

Dieses Rotkehlchen stellte sich als sehr fotogen heraus und machte keine Anstalten, davon zu fliegen als ich mich ihm näherte. In der Kälte ausharrend drehte es mir lediglich den grauen Rücken zu, als wolle es mit dem Himmel verschmelzen.

Trotzdem war es ein weiterer hübscher, bunter Tupfer inmitten des öden Wetters und hellte meine Stimmung ebenso auf wie die kleinen Meisen und die vielen Blüten. Dank ihnen lasse ich mir vom Wetter nicht die Laune verderben, genieße die freien Tage trotz Regen und Kälte im Grünen und freue mich über jede Minute in Wald und Wiese.
Ich hoffe, Dich heitern die Frühlingseindrücke ebenso auf wie mich!

Liebe Grüße,
Deine Anna.

12 Antworten auf „Ganz grau und grün

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    1. Danke, liebe Brigitte! Du hast ja auch sehr hübsche Rotkehlchen getroffen und wundervoll eingefangen! Hoffe, wir werden bald noch schönere Frühlingstage erleben.
      Liebe Grüße,
      Anna 🙂

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  1. Das sind wunderschöne Bilder, zauberhaft eingefangen. Auch dein Text liest sich schön, es hat wirklich Spaß gemacht zu lesen. Ich werde sicher ab jetzt häufiger vorbei schauen bei dir.
    ♥liche Grüße
    Claudia
    Und danke für deinen Besuch auf meinem Blog. 🙂

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    1. Hey Alina,
      vielen Dank! Ja, man findet immer irgendwo einen kleinen Sonnenstrahl – und den müssen wir gut festhalten! 😉
      Liebe Grüße! 🙂

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  2. Ja, ich kann mich nur anschließen, tolle Bilder sind das geworden und ich staune über die vielen Vogelbegegnungen ! Von Weidenmeisen habe ich bislang noch nichts gehört ?! Wie schön für dich, daß du sie entdecken konntest. Ich freue mich über solche Begegnungen auch immer sehr. – Eine Mönchsgrasmücke trällert zur Zeit hier ihr Lied (ich bin immer wieder beeindruckt, wie schön die singen !) und der Zaunkönig war heute auch wieder auf dem Balkongeländer zu Gast und hat eine kurze Vorstellung gegeben. Darüber habe ich mich riesig gefreut !! Weiterhin so schöne Begegnungen ! Du hast ganz recht, auch wenn das Wetter eher mittelprächtig ist, über die „Vogelbande“ kann man sich stets freuen 🙂

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    1. Danke für dein Lob!
      Ich habe erst gestern wieder eine kleine Weidenmeise im Wald getroffen.. Sie sind wirklich niedlich, aber ich sehe sie auch sehr selten hier. Oh, wie schön, wenn man so hübschen Besuch auf dem Balkon bekommt 😉
      Ja, da werden wir bald noch viele vor uns haben, wenn erst die Küken flügge werden! 🙂
      Liebe Grüße!

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      1. Darauf freue ich mich auch schon. Lang kanns eigentlich nicht mehr dauern. Es wird jedenfalls eifrig gefüttert 🙂 Liebe Grüße, Almuth

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